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[Rezi] Kiersten White – The Dark Descent of Elizabeth Frankenstein

Klappentext

Elizabeth Lavenza hasn’t had a proper meal in weeks. Her thin arms are covered with bruises from her „caregiver,“ and she is on the verge of being thrown into the streets…until she is brought to the home of Victor Frankenstein, an unsmiling, solitary boy who has everything–except a friend.
Victor is her escape from misery. Elizabeth does everything she can to make herself indispensable–and it works. She is taken in by the Frankenstein family and rewarded with a warm bed, delicious food, and dresses of the finest silk. Soon she and Victor are inseparable. But her new life comes at a price. As the years pass, Elizabeth’s survival depends on managing Victor’s dangerous temper and entertaining his every whim, no matter how depraved. Behind her blue eyes and sweet smile lies the calculating heart of a girl determined to stay alive no matter the cost…as the world she knows is consumed by darkness. 

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Zitat

„Justine did not have to pretend, as she always seemed genuinely unaware of the effect we had on men. I, however, was perfectly aware of my beauty. I considered it a skill, alongside speaking French, English, Italian, and German. It was a language of its own, in a way; one that translated well in different circumstances.“
– Kapitel 3 „In wandering mazes lost„.

Meine Meinung

Passend zur dunklen Jahreszeit und Halloween gibt es ein neues Buch von Kiersten White. Momentan gibt es ja wieder einen kleinen Hype um die Schrifstellerin Mary Shelley, die Erfindern von Frankenstein. Erst kürzlich erschien auf neuer Film über sie und auch Kiersten White huldigt ihr mit einer Neuinterpretation der berühmten Geschichte.Die Protagonistin ist Elizabeth Lavenza. Als Waisenkind wurde sie an die Frankensteins gegeben als angebliche österreichische Adelige. Seit ihrer Kindheit leidet Elizabeth unter einer schrecklichen Verlustangst, was man das ganze Buch über spürt. Die Frankensteins sind ihre Chance auf ein besseres Leben und sie tut alles um ihnen zu gefallen.

Wer bei einem Buch mit dem übersetzten Titel „Der dunkle Abstieg der Elizabeth Frankenstein“ gesunde Beziehungsmuster erwartet hat, der wird enttäuscht sein. Elizabeths und Victors Beziehung zueinander basiert hauptsächlich auf gegenseitiger Abhängigkeit. Sie ist sein Engel in der Finsternis und er ist ihre Rettung aus dem Waisenhaus und vor dem Nichts. Wer in Wirklichkeit in so einer Beziehung ist, sollte versuchen da so schnell wie möglich herauszukommen. In der Fiktion jedoch ist es interessant zu beobachten, wie Elizabeth alles für Victor tut und er für sie. Es gibt keine Grenzen, ungeachtet, ob es jemand anderem schadet oder nicht. Die Dynamik der Beziehung fesselte mich so stark an das Buch, wie die Charaktere aneinander sich ketteten.

Des Weiteren empfand ich es als erfrischend, dass Elizabeth nicht das gute, brave Mädchen ist, welches alles und jeden liebt. Nein, sie ist eine junge Frau, die Sicherheit sucht und am liebsten aus ihrer Zeit herausbrechen würde. Zugleich gefällt mir aber auch die Darstellung Victors. Er ist nicht einfach nur wahnsinnig, sondern eigentlich ein verkapptes Genies ohne Moralempfinden, dass sich an ein Bild von Elizabeth festklammert, welches nicht real ist.

Bei einem Titel wie diesen erwartet man brutale Szenen und blutigen Horror. Ja, es gibt sie durchaus diese Szenen, doch der Reiz der Geschichte liegt viel mehr auf psychologischer Basis. Es ist manchmal wie ein Autounfall. Man will nicht lesen, wie sie weiterhinein in die Finsternis gleiten, und doch schaut man hin und muss es geschehen lassen.

Doch ich habe auch etwas zu kritisieren: Der Schluss. Während man mehr und mehr Einblick in Elizabeths und Victors psychologische Gedenkmuster und Verhaltensmuster bekommt, lässt der Höhepunkt ziemlich lange auf sich warten. Auch dann wirkt alles ein wenig gehetzt, als hätte die Autorin fertig werden müssen. Ich hätte mir sogar gewünscht, dass nach der großen Enthüllung ein Cut käme und man diese letzten Kapitel eher zu einem zweiten Buch ausgebaut hätte. Normalerweise bin ich kein Freund des unnötigen zweiten Bandes beziehungsweise des Herauszögerns der Handlung, so dass es eine Dilogie wird, aber hier wäre das der Geschichte und den Nebencharakteren tatsächlich zuträglich gewesen.

Der Schreibstil von Kiersten White ist wundervoll. Flüssig und ohne unnötigen Firlefanz. Von der ersten Sekunde an fühlte ich mich als würde ich die Geschichte durch Elizabeths Augen erleben. Ich fieberte jede Sekunde mit und obwohl ich wusste, dass was sie tat, falsch war, hätte ich in ihrer Situation wohl genauso gehandelt. Kiersten White versteht es einen die Lebenswirklichkeit ihrer Charaktere vor Augen zu führen und förmlich zu fühlen.

Der Alterskategorisierung von ab 12 Jahren würde ich allerdings nicht zustimmen, da in meinen Augen, man mit 12 noch nicht die Dimensionen, die die Geschichte umspannt, richtig einschätzen kann. Meine Empfehlung ist daher eher ab 15/16.

Fazit
The Dark Descent of Elizabeth Frankenstein“ ist ein Jugendbuch, dessen Spannung vor allem von zwischenmenschlichen Beziehungen und der Psychologie der Charaktere geprägt ist. Letzteres übt eine unheimliche Anziehungskraft auf. Doch leider wird dieses geniale Geschichte durch ein überstürztes Ende etwas an ihrer Glanzkraft geraubt. Dennoch eine klare Leseempfehlung von mir!

Wertung

4

Einen herzlichen Dank an Penguin Random House International für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

Weitere Bücher von Kiersten White

  • „Lebe lieber übersinnlich“-Trilogie
  1. Flames ’n‘ Roses*
  2. Dreams ’n‘ Whispers*
  3. Tears ’n‘ Kisses*
  • The Conqueror’s Saga
  1. And I Darken*
  2. Now I Rise*
  3. Bright We Burn*
  • „Mind Games“-Dilogie
  1. Mind Games* | auch unter dem Titel „Sister Assassin„* erschienen
  2. Perfect Lies*

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