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[Aktion] Bleib du – Wie entsteht eigentlich Rassismus?

Im Rahmen der Aktion „Bleib du – Gegen Mobbing“ möchte ich heute gemeinsam mit euch über Rassismus sprechen. Ja, ja, ich höre schon die ersten Wegklicken. „Weiß ich doch alles“, „Gibt es doch nur noch in den USA. Wir sind doch schon so viel weiter.“ und „Wozu muss ich das wissen?“, höre ich einige von euch sagen. Ja, vielleicht kennst du die Definition schon Rassismus und versuchst aktiv dagegen anzukämpfen, aber hast du dich jemals gefragt, woher Rassimus eigentlich kommt? Und was kannst du dagegen tun?

Damit wir alle auf einem Level sind jedoch erstmal eine kleine und einfache Erklärung, was Rassismus ist und wie er sich zeigt.


Hier auch nochmal ein paar geläufige DefinitionenDuden.de „Rassismus“

1. (meist ideologischen Charakter tragende, zur Rechtfertigung von Rassendiskriminierung, Kolonialismus o. Ä. entwickelte) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen

2. dem Rassismus (1) entsprechende Einstellung, Denk- und Handlungsweise gegenüber Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen

Merricam Webster „Racism

1. a belief that race is the primary determinant of human traits and capacities and that racial differences produce an inherent superiority of a particular race
2. a) a doctrine or political program based on the assumption of racism and designed to execute its principles
b) a political or social system founded on racism
3. racial prejudice or discrimination

Bundeszentrale für politische Bildung bzw. Eckart Thurich „Rassismus

Form der Fremdenfeindlichkeit, die sich auf tatsächliche oder behauptete Rassenunterschiede stützt. Rassisten behaupten, dass Menschen sich nicht nur in ihren biologischen Merkmalen, z.B. Hautfarbe, unterscheiden, sondern dass ihr gesamtes Wesen von ihrer „Rassezugehörigkeit“ geprägt sei. Damit verbunden ist stets der Glaube, die „eigene Rasse“ sei höherwertig. Deshalb sei es in Ordnung, bestimmte Menschen zu benachteiligen, zu unterdrücken und im Extremfall sogar zu vernichten.

Wie wir an allen Definitionen sehen können, ist Rassismus eine Folge des sozialen Konzepts, dass die Menschheit, wie Tiere, aus verschiedenen Rassen bestünde und dadurch sich verschiedene Stärken und Schwächen ergeben. Diese Theorie in ihrer Extreme führt zur Abgrenzung zwischen „denen“ und „uns“.

Den Rassismus, welchen wir heute kennen, lässt sich vor allem auf die Aufklärung zurückführen, in der Wissenschaftler versuchten die Menschheit zu kategorisieren und ihnen auf ihrer Herkunft bestimmte Merkmale zuzuweisen. Diese Theorien wurde durch die frühen Wissenschaften des 18. und 19. Jahrhunderts noch untermauert und gehörten zum Lehrplan an den Schulen.

Diskriminierende Formen wurden durch den Atlantischen Dreieckshandel über 400 Jahre hinweg in das kulturelle Gedächtnis hineingebrannt. Die Europäer versklavten die afrikanischen Eingeborenen und sendeten diese in ihre Kolonien in Südamerika, von wo aus sie die „kostenlos“ produzierten Waren wieder nach Europa verschifften. Zugleich und wohlmöglich auch als Resuiltat hieraus entwickelte sich vor allem in Europa ein Überlegenheitsgefühl gegenüber den versklavten Afrikanern. So waren sie zuvor bereits technisch ihnen vorausgewesen, jedoch glaubten die Eurpäer nun diese Überlegenheit auch auf Moral und Religion ausweiten zu dürfen und zu können.

Aus dem Glauben daraus zivilisatorisch am fortgeschrittensten zu sein und dieses Wissen nun auch dem angeblich unterentwickelten Rest der Welt bringen zu müssen, begann das Zeitalter des Kolonialismus, welches bis in das 20. Jahrhundert hineinreichte und gerade mal vor knapp mehr als 100 Jahren zu enden begann. Dieses Überlegenheitsgefühl führte dazu, dass statt voneinander zu lernen, den Kolonien der Wille der Besatzer aufgezwängt wurde. Zugleich nahmen diese sich aus den Kolonien, was ihnen gefiel und beuten diese zu ihrem Vorteil hin aus. Statt Fortschritt für alle, brachten sie Leid und Trauma.

Doch warum gibt es noch heute Rassismus, wo wir doch eigentlich alle so aufgeklärt sein müssten? Die Wissenschaft hat heutzutage widerlegt, dass es eine Rangordnung unter Menschen gäbe, aber wieso glauben dann einige noch immer, dass sie aufgrund ihrer Herkunft oder Hautfarbe etwas besseres als andere wären?

Rassismus ist nicht durch Vernunft geprägt, sondern durch Emotionen. Wir Menschen lieben es zu kategorisieren, hilft es doch uns unseren Alltag und unsere Umwelt zu verstehen. Doch diese Kategorisierung kann zu Verallgemeinerungen führen. Zugleich lieben wir es nach einem Sündenbock zu suchen und was liegt da näher als die „Fremden“. Die Anderen. Gruppendynamiken und Schwarmintelligenz führen zu einem Wir gegen Die Gefühl und Menschen beginnen Gerüchte zu glauben, die nicht im Geringsten wahr sind oder so verändert wurden, dass sie kaum was mit der ursprünglichen Wahrheit noch zu tun haben.

Also reflektiere deine eigene Vorurteile. Sind sie wirklich so berechtigt, wie du denkst? Woher hast du sie? Hast du jemals geschaut, ob diese nicht wissenschaftlich widerlegt wurden? Sei kein Schaf und informier dich. Komm raus aus deiner Blase und überprüfe die Schauergeschichten, die du über andere hörst. Und vor allen Dingen: Verallgemeinere nicht. Oder bist du genauso wie dein Nachbar, deine Mutter, deine Ärztin, dein Taxifahrer, etc.pp.?

Was du des Weiteren tun kannst, ist Betroffenen zuzuhören. Auf Twitter gibt es viele Accounts von Leuten mit Alltagsrassismuserfahrungen. Es ist manchmal erschreckend, womit diese Personen noch immer konfrontiert werden. Lerne aus ihren Erfahrungen und mach es in Zukunft einfach besser. Nimm ihre Ängste und Gefühle ernst. Du hast es noch nie so erlebt? Das ist wunderbar, aber dort draußen ist jemand, der gerade eine unangenehme und ungerechte Erfahrung gemacht hat. Wenn du kannst, kläre auch andere über ihr, vielleicht sogar unbewusstes, diskriminierendes Verhalten oder ihre kränkende Wortwahl auf. Jeder kleine Schritt hilft die Welt für uns alle ein winziges bisschen besser zu machen.


Um den Horizont von uns allen zu erweitern, möchte ich euch das Buch „The Hate U Give“ von Angie Thomas empfehlen.

Starr lebt in zwei Welten: im verarmten Viertel, in dem sie wohnt, und in der Privatschule, an der sie fast die einzige Schwarze ist. Als Starrs Freund Khalil vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen wird, rückt sie ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Khalil war unbewaffnet. Landesweit wird über seinen Tod berichtet; viele stempeln Khalil als Drogendealer ab, andere gehen in seinem Namen auf die Straße. Die Polizei und ein Drogenboss setzen Starr und ihre Familie unter Druck.

The Hate U Give„* wurde letztes Jahr verfilmt mit Amandla Stenberg als Starr und erscheint am 11. Juli 2019 auf DVD*.
Autorin Angie Thomas ist Afroamerikanerin und verarbeitet ihre eigenen Rassismuserfahrungen in ihren Büchern „The Hate U Give“ und „On the Come Up„. Authentischer geht es daher kaum.

 

Ein Kommentar

  • Thorsten J. Pattberg

    Ganz schön "heavy". Gute Rezension. Das Buch ist wirklich authentisch. Was die Frage aufwirft, ob die Wahrheit doch mit dem Wer und nicht nur mit dem Was zusammenhängt. Die Autorin ist Afroamerikanerin und beansprucht Diskriminierung und Leid für sich selbst. Es wäre hilfreich von ihr, zu erwähnen, dass Weiße in anderen Teilen der Welt auch Diskriminierung und Rassismus erfahren, und zwar nicht zu knapp. Aus ihrer Opferrolle Geld zu machen, finde ich im Prinzip nicht so gut. Viele Afroamerikaner schieben die Schuld für ihr Scheitern auf die Weißen. Das ist doch auch Rassismus. Und dann schreibt sie ein Buch und kriegt einen Film, und schon wieder und immer noch ist es Rassismus, die Schuld der Weißen. Irgendwann muss doch mal Schluss sein, oder?
    Thorsten J. Pattberg, Autor der Lehre vom Unterschied

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