Girl Running, Boy Falling von Kate Gordon
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[Rezi] Kate Gordon – Girl Running, Boy Falling

Klappentext

Therese liebt die kleine Stadt auf der Insel am Ende der Welt. Sie liebt Tante Kath, von der sie Tiger genannt wird, ihre Freunde, die sie Resey rufen, und vor allem ihren besten Freund Wally, für den sie nur Champ ist, und der sie endlich, endlich geküsst hat. Doch dann geschieht das Undenkbare. Der strahlende Wally, die nächste große Football-Hoffnung der Schule, nimmt sich das Leben und Thereses Welt fällt in sich zusammen. Sie versucht alles, um nicht selbst zu fallen. Zum Glück gibt es Tante Kath und ihre Freunde, die Therese auffangen und ihr helfen weiterzuleben.

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Zitat

„Alle meine Einzelteile brechen auseinander und fliegen davon. Ich bin ohne Form und Gestalt und warte darauf, dass mir jemand sagt, was ich sein soll.“ – Zehntes Kapitel, Seite 70.

Meine Meinung

Normalerweise bin ich keine Person, die oft Contemporary liest, auch nicht im Jugendgenre. Allerdings ziehen mich Issue Books und vor allem welche über den Tod an. Als ich also von „Girl Running, Boy Falling“ von Kate Gordon erfuhr, war mein Interesse geweckt. Auch wenn es im Klappentext bereits klar gemacht wird, es geht in diesem Buch um den Selbstmord einer der Protagonistin nahestehenden Figur. Auch sonst ist der Tod und die Abwesenheit von geliebten Menschen ein großes Motiv in dieser Geschichte. Falls ihr damit nicht gut umgehen könnt, dann lest es lieber nicht.

Tatsächlich startet die Geschichte nicht so, wie ich erwartet hätte mit dem Tod Wallys. Nein, wir lernen Wally in seinen letzten Tagen durch Thereses Augen kennen. Wally ist eine Mischung aus dem verträumten, künsterlischen Typen und dem Sportschampion. Zwar ist diese Kombination nicht neu, aber mir gefiel gut, dass Wally nicht seine Persönlichkeit wie Tag und Nacht wechselte, je nachdem mit wem er zusammen war. So war er zum Beispiel eigentlich immer freundlich zu allen, was nicht oft in der Darstellung eines Sporttypen passiert. Seine künsterlische, weiche Seite ist etwas dominanter, wenn er mit Therese zusammen ist, aber sie ist immer da.

Therese wurde von ihrer Tante und Großmutter großgezogen. Was mit ihren Eltern geschehen ist, erfährt man erst im Laufe des Buches und ist auch eine interessante Nebengeschichte, die sich immer wieder durch Briefe von Therese an sie ausdrückt. Therese ist an sich eine ganz normale Jugendbuchprotagonistin, die nebenbei in einem Supermarkt arbeitet und in ihren besten Freund Wally verschossen ist.

Der erste Teil des Buches plätscherte für mich so dahin. Es war zwar schön, dass man Wally kennenlernte, aber letztendlich wartete man – so fies das klingt – darauf, dass er stirbt und was die Konsequenzen sein würden. Auch jetzt, wo ich hier sitze und diese Rezension tippe, trifft es mich wieder genauso wie ein Vorschlaghammer wie als ich das Buch gelesen habe. Nach Wallys Tod erleben wir Thereses Trauerprozess und was mich so mitnahm, war, dass ihre Art zu trauern meiner eigenen so unheimlich ähnlich ist. Sie möchte nicht reden, sondern einfach weitermachen und nicht daran denken, was geschehen ist. Die Menschen um sie herum jedoch wollen, dass sie darüber spricht. Und genau dieser Punkt traf mich härter als ich erwartet hätte. Viele verborgene Emotionen sind dort bei mir hochgekocht, so dass ich erst einmal kurz pausieren musste.

Der zweite Teil handelt komplett davon, wie Therese mit ihrer Trauer umgeht und wie sie lernt damit zu leben. Der Einzige, der ihre Wünsche mehr oder weniger akzeptiert und sie versucht abzulenken, ist ihr Arbeitskollege. Ich bin mit ihm bis jetzt nicht ganz warm geworden, aber ich empfand es als sehr angenehm einen Charakter zu haben, der die Individualität des Trauerns akzeptierte.

Das Ende der Geschichte ist ungewöhnlich für das Genre und wird einige sicherlich unbefriedigt zurücklassen. Ich persönlich jedoch fand genau dieses Ende sehr passend für Therese. Nun habe ich online aber auch Kritik gelesen, dass dieses Buch das Thema Selbstmord zu wenig aufarbeitet. Ich stimme diesem teilweise zu. Aus meiner Sicht soll dieses Buch gar nicht Suizide im Jugendalter aufarbeiten, sondern das Thema Trauer und den individuellen Umgang damit thematisieren. Stünde der Suizid an sich im Vordergrund würde ich der Kritik zustimmen, aber da ich eher Trauer und Verlassen werden als zentrale Themen sehe, kann ich mich der Kritik in dieser Form nicht anschließen.

Fazit

„Girl Running, Boy Falling“ von Kate Gordon ist ein hochemotionales Buch, welches sich mit den Themen Verlust und Trauer auseinandersetzt. Meiner Meinung nach sendet „Girl Running, Boy Falling“ die positive Message, dass jede Art zu trauern in Ordnung ist, so lange es für einen selbst die Richtige ist.

Wertung

4 Sterne


Einen herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.

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