Margarete von Österreich als Verlobte des künftigen französischen König Franz I. Gemalt von Jean Hey, etwas 1490.
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[Geschichte] Margarete von Österreich – Pech in der Ehe, Glück in der Regierung

Die Habsburger sind eines der legendärsten europäischen Adelshäuser. Sie herrschten über Österreich, Spanien, die Niederlande und das gesamte Heilige Römische Reich. Zu ihren besten Zeiten sogar über alle vier Gebiete gleichzeitig. Die Habsburger Frauen wie Sissi, Erzherzogin Sophie und Maria Theresia sind weltbekannt, doch eine ebenfalls einflussreiche Frau, die zu eben jenen Hochzeiten lebte, ist in Vergessenheit geraten: Margarete von Österreich. Das soll dieser Beitrag ändern.

Margaretes Kindheit

Margarete wurde als zweites Kind von Maximilian von Österreich und Herzogin Maria von Burgund geboren. Ihre Mutter verstarb früh bei einem Reitunfall. Ihr Vater agierte als Regent für ihren Bruder Philip bis zu dessen Volljährigkeit. Aufgrund des Friedensvertrags von Arras zwischen Burgund und Frankreich, in dem festgelegt worden war, dass Margarete von Österreich den künftigen französischen König heiraten sollte, brachte man sie im Alter von nur drei Jahren an den französischen Hof. Hier würde sie die nächsten zehn Jahre verbringen. Als ihr Verlobter 1491 König wurde, verstieß er sie in dem er eine andere heiratete, aber ließ sie erst 1493 nach Burgund zurückkehren. Doch das kam ihrem Vater eigentlich gerade recht, denn er musste die Habsburger Interessen in Norditalien sichern. So schloss er mit Ferdinand von Aragon einen Vertrag über die Vermählung seiner beiden Kinder mit dem spanischen Thronfolger Juan und dessen Schwester Infanta Juana.

Aller guten Dinge sind drei

Im November 1495, als Margarete gerade 15 Jahre alt war, wurde sie in einer Stellvertreterzeremonie mit Fürst Juan von Asturien verheiratet. Im nächsten Herbst heiratete ihr Bruder Philip die spanische Prinzessin Juana in Burgund. Margarete sollte nach dieser Hochzeit eigentlich nach Spanien abreisen, aber aufgrund von weiteren Verhandlungen verzögerte dies sich noch bis in das Jahr 1497. Doch die Ehe dauerte nur von April bis Oktober an, als Juan plötzlich an Fieberanfällen verstarb. Margarete war zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger und blieb daher vorerst in Spanien. Leider erlitt sie eine Totgeburt. Indes hatte ihr Vater Maximilian sich bereits um eine weitere Ehe bemüht und einen Vertrag mit Savoyen im Januar 1498 geschlossen. Dieser wurde 1501 von Margaretes Bruder Philip, inzwischen König und Regent über Kastilien, ratifiziert und sie im Dezember nach Savoyen geschickt, wo sie Herzog Philibert II. heiratete. In Savoyen trat Margarete das erste Mal politisch in Aktion, in dem sie ihren Schwager René entmachtete, ihn ächten und verbannen ließ, da er gegen Philibert intrigiert hatte. Leider hielt auch diese Ehe nicht lang, da Philibert 1504 an den Folgen eines Jagdunfalls verstarb. Mit 24 war Margarete bereits dreimal verlobt gewesen und zweifache Witwe. Sie hatte genug und ließ sich von ihrem Vater nicht zu einer dritten Ehe überreden.

Die Erzieherin Margarete von Österreich

Margarete & Philip von Österreich
Margarete und ihr Bruder Philip der Schöne. Wahrscheinlich entstanden zwischen 1493 und 1495 und wird Pieter van Coninxloo zugeschrieben. | ©CC-PD

Der Tod verfolgte Margarete. Als 1506 ihr Bruder Philip verstarb, erbte dessen Sohn Karl den spanischen Thron sowie die Herrschaft über die Niederlande. Karl war aber erst fünf. Maximilian, inzwischen Kaiser, übertrug seiner Tochter die Vormundschaft über ihren Neffen Karl sowie die Nichten Eleonore, Isabella und Maria. Des Weiteren würde sie die Regentschaft über die Niederland übernehmen. Während ihrer Zeit als Regentin residierten viele Künstler und Gelehrte an ihrem Hof. Margarete genoss ein hohes Ansehen, so dass Adelige aus ganz Europa ihre Töchter zur Erziehung an ihren Hof sandten. Eines dieser Mädchen zwar zum Beispiel Anne Boleyn. Politisch versuchte Margarete in ihrer Zeit als Regentin über die habsburgischen Niederlande vor allem Bündnisse zu schmieden, um das verlorene Herzogtum Burgund zurückzugewinnen.

Keine Sorge, auf Tante Margarete ist Verlass

Margarete von Österreich Portrait
Margarete von Österreich als Statthalterin über die habsburgischen Niederlande. Gemalt von Bernard von Orley. | ©CC-PD

Karl wurde 1515 für volljährig erklärt und Margarete somit ihres Amtes enthoben. Nachdem er allerdings 1516 seinen Großvater mütterlicherseits Ferdinand von Aragon beerbte, setzte er Margarete im darauffolgenden Jahr wieder als Statthalterin in den Niederlanden ein. Sein Vertrauen in Margaretes Fähigkeiten zeigte sich auch darin, dass er seinen bisher in Spanien erzogenen jüngeren Bruder Ferdinand sofort nach seiner eigenen Ankunft in Spanien zu ihr schickte. Er würde seine Ausbildung an ihrem Hof fortsetzen. Als 1519 auch Karls anderer Großvater Kaiser Maximilian verstarb, unterstützte Margarete ihren Neffen bei der Wahl zum Heiligen Römischen Kaiser. So war sie auch bei seiner Krönung 1520 anwesend. Bevor Karl 1522 wieder nach Spanien zurückkehrte, bestätigte er seine Tante nochmal in ihrem Amt als Statthalterin der Niederlande.

Sieben Jahre später landete Margarete wahrscheinlich ihren größten Coup. Als Karl und König Franz I. von Frankreich nicht direkt miteinander über die Vorherrschaft in Italien verhandeln wollten, trafen sich Margarete und Franz‘ Mutter sowie Margaretes ehemalige Schwägerin Luise von Savoyen. Im Damenfrieden von Cambrai regelten die beiden Frauen die Besitzansprüche beider Länder im Alleingang.

Margaretes Nachfolgerinnen

Margarete verstarb 1530 an Wundbrand. Sie würde nicht die letzte Habsburgerin sein, die als Regentin fungierte. Direkt nach ihr übernahm Königin Maria von Böhmen und Ungarn, eine von Margarete ebenfalls unterrichtete Schwester Karls, die Statthalterschaft über die Niederlande. Doch auch später noch wurden Habsburgerinnen als Regentinnen eingesetzt. So übernahm Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel die spanische Regentschaft als sich ihr Mann zurück nach Österreich begeben musste. Auch deren Tochter Erzherzogin Maria Anna diente für ihre Schwester Kaiserin Maria Theresia als Statthalterin über die Niederlande, so wie einst Margarete für ihren Bruder Philip.


Dieser Beitrag entstand ursprünglich als Prüfungsleistung im Wintersemester 2019/20 im Rahmen eines Seminars zu Geschichte und Bloggen. Die Veröffentlichung erfolgte nach der Bewertung und mit ausdrücklicher Erlaubnis des Dozenten. Diese Beiträge werden ebenfalls in Zukunft auf dem studentischen Blog erscheinen. Zu dieser Reihe gehören noch drei weitere Beiträge über Frauen in Machtpositionen:

2 Kommentare

  • Nicole

    Also ich hoffe dein Beitrag über Anne Boleyn kommt auch hier online, du weißt ja das ich diese Frau faszinierend finde. Deshalb kam mir auch Margarete bekannt vor, die nimmt auch in der Biografie von Eric Ives ein Kapitel ein, da Anne doch sehr geprägt wurde von ihr. Ist auf jeden Fall auch eine sehr interessante Frau, die sich ja für Fortschritt und die Künste eingesetzt hat. Eine Serie über sie wäre sicherlich auch mal spannend (außer es gibt da nun schon eine :D).

    • BooksonFire

      Hallöchen Nicole,

      es werden alle unten gelisteten online gehen. Nach und nach natürlich. Anne ist wahrscheinlich die nächste. Tatsächlich nutzt der Beitrag ein Statement von Ives als Aufhänger, wenn ich das richtig in Erinnerung habe (ist ja auch schon zwei Monate her, dass ich die geschrieben habe als Prüfungsleistung).
      Über Margarete gibt es noch keine eigene Serie, aber laut den youtube Clips, die ich gesehen habe, ist sie sehr prominent in „Isabel“ und deren Nachfolgeserie „Carlos, Rey Emperador“. In dem Film „La Corona Partida“, welcher dazwischen spielt, tritt sie wohl auch auf. Die Reihe hat englische Untertitel erhalten, aber es gibt/gab sie nur bei amazon.com und amazon.co.uk zu kaufen. Deutschland mal wieder nicht :/

      Liebe Grüße
      Sarah

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